Zeitscheibe III - Jungholozäntimeslice 3

Vegetationsgeschichte

In diesem Zeitraum unterliegt die Vegetation einschneidenden Veränderungen, die größtenteils anthropogen bedingt sind. Schon in der Bronzezeit erhöht sich der Anteil der Nichtbaumpollen und sowohl die typischen Rodungszeiger (Pteridium aquilinum) als auch die prozentualen  Pollen-Werte für Acker-, Grünland- und Ruderalgesellschaften nehmen zu. Im Laubmischwald zeichnet sich ein Dominanzwechsel von Corylus zu Fagus ab und auch Tilia büßt Lebensraum ein. Quercus hat weiterhin einen hohen Anteil an der Waldvegetation. In den Auenbereichen bleibt Alnus bestandsbildend. Mit dem Ausklang der Bronzezeit erhöhen sich die Betula-Werte, ein Phänomen, das über die gesamte Eisenzeit beobachtet werden kann und für eine ausgeprägte Waldnutzung spricht. Carpinus weist nun eine geschlossene Kurve auf. Die Siedlungsaktivitäten steigen nochmals an. Interessant ist, daß die Siedlungsintensität in einzelnen Untersuchungsgebieten (Moorgrund, Gerstungen) gerade im Zeitraum Ende Bronzezeit/ Beginn Eisenzeit besonders hoch ist. Im Pollendiagramm aus dem Säulingssee zeichnet sich nach einer etwas ruhigeren Periode (in der mittleren Eisenzeit) wieder eine Zunahme der Landnutzung ab, die mit stärkeren Rodungsphasen einhergeht. Im gesamten Zeitraum unterliegen die Auen offensichtlich der Bewirtschaftung; dies ist auch ein Ergebnis der palynologischen Untersuchungen aus der Senke Moorgrund und dem Gebiet Gerstungen. In der Römerzeit geht die Siedlungs- und Nutzungsintensität zurück, Fagus beherrscht die Waldvegetation und Carpinus beginnt sich auszubreiten. In der Völkerwanderungszeit setzen sich diese Entwicklungstendenzen fort, einige offensichtlich kurze stärkere Siedlungsphasen lassen sich ausgliedern. Massive Änderungen ergeben sich erst wieder mit dem Beginn der Merowinger- und dem Übergang zur Karolingerzeit. In dieser Zeit sinken die Baumpollen-Anteile rapide ab und die Siedlungs- und Nutzungszeiger nehmen massiv zu. 
 

Stratigraphie

Im jungholozänen Klimaabschnitt sind im Werratal die stärksten Veränderungen des gesamten Untersuchungszeitraums zu verzeichnen. Zunächst hielt in den Senken die Muddebildung an. Ab der Wende Subboreal/Subatlantikum kam es in einzelnen Bereichen der Subrosionssenke (main tributary, subrosion) zur Seebildung. Eine Umstellung des Sedimentationsregimes von einer Mudde- und Torfbildung zu rein mineralischen Ablagerungen Auelehmen und Kolluvien erfolgte erst zu Beginn des Mittelalters, z. T. erst in der Karolinger-Epoche. Es ergibt sich eine zeitliche Kongruenz zwischen der Kolluvienbildung in den kleinen geschlossenen Einzugsgebieten (subcatchment, subrosion) und der Auelehmbildung in der Talaue (main tributary), die ab dem Mittelalter flächenhaft nachzuweisen ist. 
 

Flußregime

In allen Untersuchungsgebieten ist während der Zeitscheibe III ein mäandrierendes Gerinne vorhanden. 

Diskussion

Zusammenfassend kann für den Zeitraum Jüngeres Subboreal bis heute festgestellt werden, daß die fluvialen Prozesse in diesem Zeitraum zu einem bedeutenden Teil das Ergebnis menschlicher Nutzung sind, die die natürlichen Einflußgrößen überlagern. Modifizierend wirkt sich die subrosive Absenkung aus. Erste anthropogene Eingriffe führten in den von der Subrosion unbeeinflußten Talabschnitten zu einer Änderung des Sedimentregimes, während das System in den Subrosionssenken erst bei deutlich stärkeren Eingriffen reagierte. Mit diesem Befund zeigt sich erneut die Notwendigkeit, verschiedene Archive und/oder auch verschiedene Talstrecken zu verknüpfen. 

Die früher einsetzende feinklastische Sedimentation in den von der Subrosion unbeeinflußten Talabschnitten ist das Ergebnis einer beginnenden anthropogenen Beeinflussung, die in bestimmten Streckenabschnitten palynologisch gut dokumentiert ist, allerdings vermutlich nicht stark genug war, um in den Subrosionssenken einen Wechsel des Sedimenthaushaltes einzuleiten. Aufgrund des dort höher gelegenen Grundwasserspiegels hielt die Muddebildung an bis infolge immer stärker werdender anthropogener Eingriffe ab dem Mittelalter, insbesondere ab der Karolingerzeit, die Sedimentationsrate die Absenkungsrate überschritt. Damit war dort ein Schwellenwert erreicht, der den Wandel des Sedimentationsregimes einleitete. Unabhängig von der Einzugsgebietsgröße reagierte dabei die lokale Senke zeitgleich mit den Talauenbereichen auf die stärkeren anthropogenen Störungen im Einzugsgebiet. 

Die Untersuchung der Subrosionssenken lieferte damit nicht nur ein Nebeneinander von verschiedenen Archiven innerhalb eines Flußsystems, sondern war darüber hinaus besonders wertvoll für die Beurteilung des Ausmaßes des anthropogenen Wirkungsgefüges. So lassen sich für das Werratal insgesamt erst ab dem Mittelalter großräumige Landschaftsveränderungen feststellen. Die ab diesem Zeitpunkt einsetzende flächenhafte Auelehmbildung in den Talauen ist das Ergebnis einer Intensivierung der ackerbaulichen Nutzung im Einzugsgebiet. Die Mächtigkeit der Auelehmdecke von maximal 6 m in den Subrosionssenken zeigt das Ausmaß dieser anthropogenen Beeinflussung besonders deutlich.